So jung sind wir nie mehr!

Und plötzlich war er da. BAM! Der Moment, in dem mir klar wurde, dass meine Jugend vorbei ist. (Naja, zumindest die Zeit als Teenager. Jung bin ich ja trotzdem noch.) Aber jetzt bin ich halt auch erwachsen. So richtig, meine ich.

Klar wurde mir das, als ich an einem herbstlichen Nachmittag durch den Wald stapfte. Vor mir der rollende Kinderwagen, samt schlafendem Baby, und in den Ohren der neue Song von Justin Bieber. Ok, das passt im ersten Moment nicht zusammen. Warte ab.

Denn während ich so vor mich hinlief und heimlich den Track mit summte, viel mir auf, dass ich schon lange in keinem Club mehr gewesen war. Daran war auch nicht Corona Schuld. Oder mein Kind. Im Gegenteil. Ich habe schlicht und ergreifend keinen Bock mehr darauf. Und gebe mein Geld mittlerweile lieber für andere Dinge aus. Wichtigere Dinge. Socken aus Bio-Baumwolle, zum Beispiel. Oder histaminarme Schokolade.

Trotzdem war ich in diesem Moment der Selbsterkenntnis etwas wehleidig. Wo ist sie nur geblieben? Die Jacqueline, die abends unbedingt unter Leute wollte. Die wie selbstverständlich grünen Wackel-Wodka probieren musste. Wo ist sie? Wo? Ist ja nicht so, als hätte sich dieser Stimmungswechsel schon vor Jahren angekündigt. Schließlich weiß ich schon länger, wie man die perfekte Gemüsesuppe kocht oder warum Spülmaschinen Salz benötigen.

Ich glaube, ich habe mein altes Ich bereits vor einigen Jahren verloren. Weit vor der Geburt meiner Tochter. Irgendwo zwischen Uni-Kursen und der fünften Staffel von Game of Thrones. Denn genau das ist es, was ich inzwischen will! Worauf ich Wert lege. Anstatt mir in der Disko die Füße wund zu tanzen, möchte ich lieber ein anregendes Gespräch über Ressourcenknappheit führen, während ich stinkenden Käse futtere. Oder ich möchte einfach allein sein. Auf dem Sofa. Und das ist auch okay so, denke ich. Schließlich entwickelt man sich mit den Jahren weiter. Jeder. Wir alle.

Dennoch muss ich schmunzeln, wenn ich an meine Jugend zurück denke. War doch irgendwie trotzdem schön. Nachts. Am Dönerstand. Oder im vollen Bus. Zwischen aufgedrehten Halbwüchsigen und genervten Schichtarbeitern. Hach, noch einmal Teenager sein…

Vielleicht besser nicht.

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