Jagdtrieb

Die Jagd nach guten Büchern und vor allem Krimis hat mich in den letzten Jahren ziemlich erschöpft. Denn Auswahl gibt es reichlich, aber viele Geschichten sind inhaltlich kaum voneinander zu unterscheiden. Eine Leiche am Anfang und ein erfahrener Kommissar, der herausfindet, woher die Leiche am Anfang kommt und wer dafür verantwortlich ist. Wer auf diesen klassischen Kitsch – wie ich es jetzt einfach mal formuliere – steht, der sollte Jadgtrieb von Hendrik Esch auf keinen Fall lesen. Wer das 0815-Bla-Bla aber so langsam satt hat, der sollte schleunigst auf die Pirsch gehen und sich ein Exemplar sichern.

Kurz zum Inhalt: Paul Colossa ist ein junger Anwalt und ein waschechter Münchner. Aufgrund des Selbstmords seines Onkels verlässt Paul allerdings seine Heimat, um in der bayerischen Provinz Neustadt dessen Kanzlei zu übernehmen. Dort lernt er auch die junge Russin Maja kennen, die von ihrem Ex gestalkt wird und nun um Pauls Hilfe bittet. Paul lässt sich natürlich darauf ein, merkt aber langsam, wie der ganze Fall aus dem Ruder läuft…

Als ich das Buch aufgeschlagen habe und mit den ersten beiden Seiten durch war, dachte ich mir nur: Was zur Hölle habe ich da gerade gelesen? Ich hatte am Anfang tatsächlich Schwierigkeiten, mich an den Schreibstil des Autors zu gewöhnen. Denn der ist wirklich sehr außergewöhnlich. Aber bekanntlich gewöhnt sich der Mensch ja an alles, so auch in diesem Fall. Ich habe also weitergelesen und mit jeder Seite konnte ich mich mehr und mehr in die Figur Paul hineinversetzen und letztendlich feststellen: Man muss so verrückt schreiben, wenn man so eine Geschichte erzählt.

Die Geschichte kommt so erfrischend ironisch daher, dass man bei aller Ernsthaftigkeit des Themas irgendwie trotzdem schmunzeln muss. Ist das jetzt gut oder schlecht? Ebenfalls erfrischend ist die Tatsache, dass die Hauptfigur so wahnsinnig sympathisch ist. Paul Colossa ist meiner Meinung nach total verunsichert in allen Dingen und versucht das permanent zu verstecken. Er ist also ein echter Mensch mit echten Schwächen. Davon möchte ich in Zukunft gerne mehr lesen. Deswegen bleibt eine Frage offen: Wann gibt es eine Fortsetzung?


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