Waldsterben

Jeder kennt das Gefühl: Gut riechende Luft, knacksende Äste, singende Vögel und friedliche Stimmung. Wir alle lieben den Wald. Er entspannt uns, lässt uns runter kommen und puscht uns auf. Ein Spaziergang durch den Wald stärkt unser Immunsystem und lässt uns den Kopf frei bekommen. Weg vom Alltag und weg vom Stress. Zudem weiß jedes Kind, dass Bäume den Sauerstoff produzieren, den wir zum Leben brauchen und dass Wälder die einzigen natürlichen Okösysteme darstellen, die der Erde noch geblieben sind.

Man kann sich jetzt also die Frage stellen, warum wir so rücksichtslos die Lungen unseres Planeten abholzen und gigantisch große Regenwälder zunichte machen, doch die Antwort ist allen klar. Wir brauchen Rohstoffe. Und damit ist nicht nur das Holz gemeint, das wir für unsere schicke Wohnzimmereinrichtung brauchen. Damit sind auch Nahrungsmittel gemeint, deren Anbau mit den steigenden Bevölkerungszahlen immer mehr Platz benötigt. Aber das Problem geht noch viel weiter. Die Problematik ist nicht nur, dass wir die Wälder abholzen. Unser Problem ist, dass wir sie kaum noch betreten. Denn wir haben aufgehört, den Wald zu schätzen.

Was für unsere Vorfahren Heimat und Lebensraum war, ist für uns nicht mehr von Bedeutung. Schon das Gassi gehen mit dem Hund kostet uns Überwindung und ist vom nationalen Volkssport zum notwendingen Übel geworden. Den Sport erledigen wir heutzutage im Fitness-Studio und zahlen dafür auch noch Geld, obwohl der Wald eigentlich vor der Nase ist (ausgenommen von Stadtbewohnern). Im Sommer gehen wir lieber in den Freizeitpark und fahren Wildwasserbahn, anstatt im Wald zu wandern oder dort ein Buch zu lesen. Warum also bleibt der Wald die meiste Zeit leer? Was sind die Gründe für unsere ganz gezielte Waldvermeidung?

Unser Alltag, vermutlich. Wir haben keine Zeit mehr für den Wald. Er passt nicht in unser hektisches Leben. Wir gehen zur Arbeit, machen Termine aus, treffen Bekannte, gehen zum Sportverein und Abends legen wir uns ins Bett, ohne wirklich ein paar Minuten Zeit für uns gehabt zu haben. Die Deutschen sind busy. Und so war es bei mir auch – bis vor Kurzem jedenfalls. Denn nach dem Ende eines sich lange hinziehenden Lernmarathons, hatte ich plötzlich Zeit. Zeit für mich. Und den Wald. Ist der Wald also ein Privileg geworden? Ich hoffe nicht. Denn wir brauchen die Wälder. Für unsere Gesundheit und für unsere Zufriedenheit. Wie wär’s also mit einem kleinen Waldspaziergang? Ich glaube, die zwanzig Minuten darf man sich doch gönnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert